Dienstag, 11. August 2020

TAG 5: gut in Belgien abgekommen

 Liebe Familie und liebe Freunde

Schon ist der fünfte Tag beinahe Geschichte. 


Nach einer Nacht, die wieder nicht so gut war, startete das Morgenessen mit einem Wahnsinn. Die Frau Pauls, die ja bekanntlich Zimmer für Pilger anbietet, hat ein Frühstück hingezaubert. Es war von meiner Seite her einfach noch nicht genügend Hunger vorhanden. Das Foto spricht doch eine eigene Sprache, oder? Und die Übernachtung kostete lediglich EUR 20.00 und dann kam noch das Frühstück dazu, für sagenhafte EUR 3.00!!! Ich konnte und kann es immer noch nicht fassen, dass zu so einem tiefen Preise...ja, ich weiss, hier ist nicht der Gewinn das Obergebot.


Schliesslich startete ich kurz vor 08.00 Uhr mit meiner heutigen Etappe. Ich nahm mir vor, mindestens nach Chaudefontaine zu kommen. Geschafft habe ich dies, sogar noch ein wenig weiter. Ich bin momentan in Lüttich.


Von Waxweiler her fuhr ich schnurstracks Richtung Belgien. Ich konnte es kaum erwarten, endlich Belgische Autonummern zu sehen, endlich Belgisches Bier zu sehen (und trinken) und „mein“ Flämisch sprechen und hören zu dürfen. So kam es denn auch, dass ich drei fremde Spaziergänger ansprach. Ich sprach sie an und fragte, wann denn genau die Grenze komme. Sie wussten selber nicht, ob diese noch sichtbar sei - aber ich habe es gesehen, bzw. festgehalten. Wir sprachen unter anderem über Corona und ich fragte, ob sie und ihre Eltern denn Leute oder Bekannte hatten oder hätten, die davon betroffen sind oder waren? Auch hier kam zum guten Glück ein nein.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon rund 30 km hinter mir, Pferde und die morgendliche Sonne stimmten mich sehr positiv für den heutigen Tag. Ich merkte, dass mich die Zahlen am Navi und an der Apple Watch „nur“ demotivierten. Es ging so lang, bis wieder fünf km vorbei waren. Oder anders herum, die Restkilometer gingen nicht zurück.

Nachdem ich aber die vielen schönen, zahlreichen, nein unzähligen Blumen und Schönheiten der Natur an den Radwegen beachtete, gingen die km im Nu vorbei. Ist es teilweise im Berufsalltag nicht gleich? Wir streben nach Zahlen, besser, höher und schneller - doch demotiviert nicht die eine oder andere Zahl? Wenn aber ein Ziel, ein Sinn oder Nutzen oder eben ein Bild hat, dann fliegt uns das Ziel um die Ohren. Müssten wir nicht einfach generell mehr mit offenen Augen durch die Welt gehen und das Schöne sehen und erkennen - und noch wichtiger, dies auch schätzen? Tja, nun werde ich schon wieder etwas philosophisch.

Ein Höhepunkt des heutigen Tages war für mich der lange Eisenbahntunnel, der für Fussgänger wie Radfahrer geöffnet ist. Fast gespenstig war es darin - feucht-nass, dunkel und gleichzeitig stieg Nebel auf. 

Nach einer Zusatzschlaufe und vor allem diverser Höhenkilometern an der Grenze, war es soweit, ich fuhr auf die Grenze zu. Geschafft. Nach etwas mehr als vier Tagen Radfahren bin ich in Belgien. Darauf musste ich einen „heben“ und ich gönnte mir ein 0.0 Jupiler - ja, ohne Alkohol, aber es schmeckte sooo gut.

Der von nun an gefolgte Radweg war früher eine Strecke der Eisenbahn (Vennbahn) - dies ist auch an den alten Brücken und Übergängen teils noch heute zu sehen. Auch waren Fahrräder zu sehen, die es nicht bis ans Ziel schafften und der Halter (oder die Halterin) das Rad an den Nagel hängte. 

Bei der Routenwahl war es mir klar, dass ich heute auch nach Spa wollte und dort vor allem an die Formel 1 Strecke - leider war die Besichtigung nicht möglich. So musste ich halt im Wald durch die Bäume die eine oder andere Aufnahme machen. Ich kann euch sagen, das tönte mega, was da so rumfuhr. 

Anschliessend verliess ich über eine kaum endende eher steil steigende gerade Strasse das Dorf Richtung Skigebiet Spa - ja, ein Skigebiet. Schnee lag natürlich nicht mehr, aber Hügel hat’s dort definitiv.

In Theux schliesslich habe ich auch wieder viel zu viele km absolviert. Die Strasse an den Ort, an den ich hätte fahren wollen, war gesperrt, aber nicht für Radfahrer - trotzdem klappte es mit dem signalisierten Weg nicht und ich verlor wieder viele wertvolle Minuten oder eben km.

Gleichzeitig zog ein Gewitter auf und die Wolken gaben den Ton an - es regnete schliesslich nur ein wenig und der Geruch der warmen und nassen Asphaltstrasse rochen „gut“. Aber ich weigerte mich, den Regenanzug zu montieren, denn es kühlte so wenigstens einmal etwas ab. 

Nachdem ich im belgischen Henniez war (Chaudefontaine - belgischer Mineralwasserhersteller), ging es dann nach Lüttich. Ja, und ich habe es getan: mit Mundschutz bin ich Fahrrad gefahren - ebenso mit Mundschutz in der Einkaufspassagen rumgelaufen....es wäre zwar schon genug warm gewesen.




Die Hotelsuche zeigte sich hier etwas schwierig. Aber wie mir junge Leser gesagt haben, wissen sie immer wenn ich im „Zeugs“ rumfahre, dass ich vermutlich ein Hotelzimmer suche - so ist es :-). 

So, es wurde heute spät und ich wünsche euch allen einen schönen Abend und einen guten Mittwoch.

Bis bald. Hier noch der Link fürs tägliche Video https://www.relive.cc/view/vYvrNNNWGxv - viel Spass.

Liebe Grüsse

Sämi


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