Dienstag, 25. August 2020

Montag, 24. August 2020: Wetteren - Tielt - Pittem - Gent

Liebe Familie und liebe Freunde

Nachdem ich die letzte Nacht in Wetteren verbracht habe, dies neben der E40, wurde ich mit einem feinen Morgenessen gestärkt. Leider habe ich am Vorabend keine Gelegenheit mehr gepackt, etwas essen zu gehen. Das heisst, ich konnte im Motel noch einen kleinen Toast haben, wobei, seht selber, was es heisst in Belgien einen kleinen Toast zu bestellen...



So machte ich mich gegen 10.00 Uhr wieder auf die Reise und fuhr via Merelbeke Richtung Tielt. Eine Stadt, die vor allem auch im 1. Weltkrieg seine Rolle spielte. Die Fahrt dorthin war wiederum sehr eindrücklich. Ich fuhr an alten Bunkern des 2. Weltkriegs vorbei, die selbst alleine schon genügend Zeit beanspruchen würden, einen ganzen Tag zu füllen. 

Die Architektur, die hier in Belgien gelebt bzw. ausgelebt werden kann, ist doch etwas vielfältiger als in der Schweiz. Ich sage nicht besser, aber anders. Da werden alte Schlösser privat umgenutzt, ja, dies gibt es bei uns auch. Alte Mühlen, von diesen gibt es bekanntlich viele in Belgien, werden zu modernem Wohnraum umgenutzt. 


Aber auch die Kombination von Holz und Sichtmauerwerk lässt hier anscheinend vielmehr (gesetzlichen oder reglementarischen) Freiraum zu. Sichtmauerwerk in normalem „Ziegelsteinorange“ oder in Anthrazit, hellerem grau oder gar in Schwarz. Viel Glas und sehr viele kubische Bauten - trotzdem sieht man immer noch sehr viel der alten Bauart in Belgien. Reihenhäuser, Haus an Haus, Strasse um Strasse und zwischendrin einmal ein modernes neues Zwischenhaus.

Über lange und sehr schöne Radwege kam ich dann schliesslich Richtung Tielt an Sträussen vorbei. Die fanden es schön, einmal einen Schweizer Radfahrer zu sehen, oder vielmehr interessierte sie das Rascheln meines „Einmach-Säckleins“, welches ich permanent um mein Handy trage. Tielt lag vor mir und ich suchte nach einer Verpflegungsmöglichkeit, nach einer Frittenbuden oder einfach nach einem frietkot (ne frituur). 



Nun ging es mir darum, eine alte ehemalige Ordensschwester namens Clara zu finden. Sie war vor über 30 Jahren eine der Pflegerinnen meiner Grussmutter mütterlicherseits. Ich hatte eine Adresse, doch wie sich dies herausstellte, war nicht mehr gültig bzw. aktuell. Sie wohnte nicht mehr in Egem, sondern eben in Pittem - das waren ja nur noch einmal rund vier km mehr - kein Problem - ich machte mich wieder auf den Weg. Ich „landete“ in Pittem vor einem älteren Gebäude, das aussah, wie ein Schulhaus. Doch, was konnte ich verlieren? Nichts. Also machte ich mich daran, sie zu suchen. Ich öffnete die grosse Tür, denn aussen stand an der Fassade, „innen läuten“. Doch innen hatte es keine Glocke, also ging ich wieder die grosse Tür raus. Ich läutete und nach einigen Minuten kam eine ältere Frau. Sie fragte mich, was ich denn wolle, bzw. ob ich einen Termin hätte? Natürlich hatte ich diesen nicht, denn dann wäre es ja auch keine Überraschung gewesen. Die Dame an der Tür sagte, dass sie keinen Besuch reinlassen dürfe, dies sei klar eine Vorschrift. Ich sagte, dass ich die Schwester Clara schon lange nicht mehr gesehen hätte und sie uns jedes Jahr auch zu Weihnachten schreibe - nach ca 20 minuten, kam nach kurzem Rückfragen der Dame an der Tür, eine weitere Dame dazu. Auch sie wollte noch einmal wissen um was es gehe. Ich hätte mich anmelden sollen, dann wäre dies möglich gewesen.... schliesslich sagten sie mir, dass ich reinkommen solle - übrigens ich lief die ganze Zeit mit Mundschutz rum, hingegen die Bewohnerinnen des Hauses nicht. Es schien für die Damen hinter den Mauern etwas suspekt, dass ich mit dem Rad aus der Schweiz eine Schwester hinter den Mauern besuchen wollte.... :-) - aber es klappte. Ich wurde in einen Raum geführt, der ein Klavier drin hatte und viele ältere, aber einfache Möbel. Die Dame bat mich noch, an den hintersten Platz zu setzen und ihr noch behilflich zu sein, die Distanzscheibe auf dem Tisch zu platzieren... Als Schweizer ist man natürlich immer hilfsbereit, vor allem im Ausland. 



Schwester Clara kam und war überwältigt, was ich hier „veranstaltet“ habe. Sie wusste noch genau, wer ich bin und wieviele Kinder wir haben.... aber dies ist nun wieder etwas, was ich nicht hier beschreibe. Es war auf jeden Fall schön zu sehen, wie ältere Menschen, auch hinter Mauern, oder im Alters- und Pflegeheim, Freude haben, einfach mal wieder Besuch zu erhalten. Sollten nicht wir alle uns auch einmal an der Nase nehmen? Immer natürlich unter Einhaltung der Hygienevorschriften.

Der Rückweg nach Gent, wählte ich eher wieder dem Wasser entlang. Nicht weil ich nahe am Wasser gebaut wäre, sonder einfach, weil es so etwas beruhigendes hat. Man sieht Schiffe aus aller Welt, die das eine oder andere transportieren. Sichtlich ruhig und ungestresst fahren diese durch die teils schmalen Kanäle - auf den Schiffen muss man sich vorkommen, wie ich mir auf meinem Fahrrad, wenn mir lange niemand entgegenkommt - überholen liess ich mich seit der Radfahrerin am zweiten Tag und von der Radfahrergruppe mit 30 Mann nicht mehr... ein wenig Stolz habe ich auch noch :-). 


In Gent habe ich mich diesmal im Ibis Budget Hotel im Hafenbezirk niedergelassen. Stimmungsvoll war der Abend - aber ich war wieder etwas spät dran. Denn ich musste ins Zentrum doch einige Meter laufen, doch bis ich mich umgezogen hatte und loslief, lief auch der Himmel aus - es schüttete wie aus allen Kübeln. Aber lieber am Abend, wenn ich Feierabend habe, als wenn ich auf dem Rad sitze.

Unter https://www.relive.cc/view/vDqgDMQ5KVv ist das aktuellste Video zu sehen - viel Spass. 

Am Dienstag, 25. August 2020 werde ich Gent einmal „besuchen“ - die eine oder andere Sehenswürdigkeit einmal von innen oder oben anschauen. Am Mittwoch werde ich mich dann, in Absprache mit Petrus, noch einmal Richtung Kuurne begeben, denn ich möchte ja die Ververie noch kennenlernen - die Stammkneipe des örtlichen Radvereins. Niels und Willem: ich werde da sein!

Also, bis bald und bleibt gesund.


Liebe Grüsse

Sämi

Sonntag, 23. August 2020

Sonntag, 23. August 2020: Knokke - Gent - Wetteren

Liebe Familie und liebe Freunde

Bereits ist meine letzte Woche angebrochen. Das Wetter heute glich einem Herbsttag bei uns. Kühler als in den vergangenen Tagen (oder Wochen) und viel luftiger, wenn nicht gar stürmisch.

Nach dem feinen und ausgedehnten Morgenessen hiess es heute für mich „tot ziens“. Dies bedeutet „auf bald“ und dies habe ich dem Meer gewidmet. Ich nahm Abschied von der Küste und fuhr via Zeebrügge Richtung Gent. Zuerst kreuzte der Hafen oder besser gesagt, der Autopark- und Umschlagsplatz Zeebrügge meine Reise. Riesige Mengen an Autos warten dort auf die Verschiffung in andere Kontinente. Oder sie werden von anderen Kontinenten dort hintransportiert und dann via anderer Verkehrs- bzw. Transportmittel in die verschiednen Länder Europas. Was heute für eine Menge an Mercedes-Modellen zu sehen war...

Anschliessend führt mich die Reise weiter, ja, wiederum an vielen Kanälen. Ich habe diesen Weg absichtlich gewählt, denn es ist für mich etwas enorm schönes, diese Baumalleen anzuschauen und geniessen zu können. Das Farbenspiel des Wassers, des Grüns der Wiesen und Bäume und des Himmels - es beruhigt mich enorm. Auch die Natur bleibt für einen Augenblick stehen: Heute habe ich einen Storch in freier Wildbahn gesehen - ebenso einen Marder, der schnell über den Asphalt von links nach rechts huschte.












Und dann gab es heute viele Fahrradfahrer auf meinem Weg. Man merkt, dass Belgien ein Fahrradland ist. Ob alt oder jung, alle sitzen auf dem Rad - die grösste Gruppe heute hatte ca 30 Fahrer, was aber eine Radrenngruppe war. 

In Gent machte ich einen Zwischenstopp, denn ich wollte endlich Dieter und Désirée kennenlernen. Sie führen in Gent an der Volderstraat ein Fahrradkaffee namens „pedaleurs de flandres“. Man kriegt dort alles, was das Radfahrerherz begehrt. Selbst Johan Museeuw war schon einmal dort. Für mich war es schön, endlich wieder einmal schweizerdeutsch sprechen zu können. Denn Désirée kommt aus der Schweiz, aus Sennwald. Ich genoss ihren feinen Bananenkuchen und einen feinen Kaffee dazu. In diesem Restaurant werden normalerweise die Velos mit ins Restaurant genommen und dort direkt durch den Kunden im Restaurant aufgehängt. Momentan, dank Corona natürlich nicht. Zudem verkaufen sie verschiedene Dinge für den täglichen Radfahrergebrauch. Radtrikots, Ersatzteile, Werkzeuge, Bidons, Kaffee (der sogar aus der Schweiz kommt) und und und - ich habe sie gefragt, weshalb sie denn keinen Appenzeller verkaufen? Sie werden diese Schweizer oder Appenzeller Impfung gegen Corona vielleicht ins Sortiment aufnehmen. 

Anschliessend fuhr ich noch einmal kurz zu meiner Tante und verabschiedete mich von ihr. Denn ich werde vermutlich nicht noch einmal nach Gent gehen. Auch hier fehlte mir wieder die normalerweise vorhandene Umarmung.

Schliesslich in Wetteren angekommen, besucht ich meine Cousine Martine und Leo. Sie freuten sich sehr über den Überraschungsbesuch, obschon sie wussten, dass ich kurz vorbeikomme. 

Aufgrund Corona suchte ich im Anschluss eine externe Übernachtungsmöglichkeit, welche ich im Motel E40 fand. 

Mein Programm für morgen steht noch nicht fest, ich lasse mich überraschen und gehe die letzten Tage locker an. 

Ich wünsche euch einen guten Wochenstart und bleibt gesund. Und meine Tour von heute findet ihr unter https://www.relive.cc/view/vmqXoNW9xL6. Viel Spass!

Beste Grüsse und bis bald

Sämi

Freitag, 21. August 2020

Freitag, 21. August 2020: Middelkerke - Knokke

 Liebe Familie und liebe Freunde

Nachdem es gestern bekanntlich etwas später wurde und ich den ganzen Abend dänisches Bier trinken musste, ging ich es heute etwas gemütlicher an. 

Erst kurz vor 11.00 Uhr fuhr ich los und genoss die Fahrt entlang der Küste. Kurz nach Middelkerke folgte Raverside. Eine noch heute begehbare Frontstellung aus dem 2. Weltkrieg (Atlantic Wall). Auch diese ist sehr interessant zu besichtigen, nicht nur mit Kindern.

Leider war die Reise heute etwas beschwerend. Die einen Küstenstädte erlaubten es an der Promenade zu fahren, die anderen nicht. Überall herrscht jedoch klar die Pflicht mit Mundmaske! 

Die Strände schienen ziemlich voll, auch der Deich bzw. die Strandpromenade sind voll mit Passanten - und kaum jemand hält sich nicht an die Vorschriften der Mundmaske.

Das Wetter war heute traumhaft, jedoch so wie es aussieht, das letzte Mal. Morgen soll der Wetterumschwung kommen und die Temperaturen sollen sich klar nach unten bewegen. Der Regen soll mit Wind einen Umschwung bringen - ich bin gespannt, was mich erwartet.

Ich werde nun jedoch sicher bis am Sonntag hier bleiben. Ich halte euch gerne auf dem Laufenden, sobald ich wieder losfahre. https://www.relive.cc/view/vKv2RywWr4v



Bleibt gesund und bis bald


Liebe Grüsse


Sämi

Donnerstag, 20. August 2020: Kortrijk - Ypern - Koksijde - Middekerke

Liebe Familie und liebe Freunde

Die Nacht ist vorbei und heute ist es soweit, ich fahre nach Ypern. 

Der Regen hat zum Glück aufgehört und ich kann im Trockenen losfahren - meine Kleider sind noch nicht wirklich trocken, aber sollte es wieder sonnige werden, geht dies ja sehr schnell.

Der Weg aus Kortrijk ging relativ flott und führte über verschiedene Unterführungen raus aus der Stadt. Viele Wege führten mich auf sensationell schönen Radwegen entlang von Leie & Co. - es war wieder einmal richtig idyllisch. So schön, dass es eigentlich schade war, dies alleine erleben zu dürfen, oder andersrum, ein Grund dies noch einmal mit meiner Frau zu machen. 



Ypern ist ja bekanntlich eine Kriegsstadt und wurde durch den 1. Weltkrieg vor allem bekannt. Täglich werden bei der Menen Port abends um 20.00 Uhr zu Ehren der gefallenen Soldaten, insbesondere der Englischen und Commonwealth Länder, die Fanfaren geblasen. Der Verkehr wird angehalten und die städtische Feuerwehr bläst täglich nach festem Ritual in die Instrumente. 

Ich sah sehr viele Friedhöfe, auf welchen tausende Soldaten liegen. Alle Grabsteine in Reih und Glied genau ausgemessen. Alles wird gepflegt und gehegt - zu Ehren der Gefallenen. Ich kann den Besuch solcher Friedhöfe allen nur empfehlen, auch mit Kindern. Die Diskussionen danach sind auf jeden Fall bei uns interessant gewesen. 

Nach Ypern fuhr ich via Vleteren nach Westvleteren in deren Abtei Sint Sixtusabtij das bekanntlich Weltbeste Bier gebraut wird. Es war wahnsinnig zu sehen, wie viele Leute anstanden um dieses Bier zu kaufen. Ich weiss, dass es schwierig ist dieses zu ergattern, jedoch zu sehen, wie die Leute Schlange standen und dies zu Corona-Zeiten. Nebst dem Verkauf im Laden gab es diesmal auch den Bierverkauf für jene, die es bestellt hatten - auch dort gab es eine Autokolonne - wegen Bier!?

Nach einem feinen Westvleteren Bier, ein schwächeres diesmal, ging es weiter Richtung Küste. Aus Koksijde fuhr ich Richtung Middelkerke, wo ich in einer Strandbar mit einem Bekannt abgemacht hatte. Es wurde logischerweise schnell spät, sodass ich noch schnell ein Hotel suchen musste und dann zum guten Glück auch noch fand https://www.relive.cc/view/v26M2xmBmEq

Bis morgen und bleibt Gesund

Liebe Grüsse

Sämi


Mittwoch, 19. August 2020: Gent - Kuurne - Velotour

 Liebe Familie und liebe Freunde

Wir schreiben Mittwoch, 19. August 2020. Heute fuhr ich leider bereits wieder weg von Gent. Denn um 15.00 Uhr habe ich mit einer kleinen Radgruppe (zwei Personen) abgemacht, damit wir einmal zusammen Radfahren können. Wir haben vor, nach dem Radfahren, in ihre Stammbeiz, der Ververie (Die Färberei) zum Apéro zu gehen. Doch zuerst werde ich von Gent nach Kuurne fahren.

Das Wetter war wie immer sehr gut, ausser, dass ich das erste Mal mit belgischem Gegenwind zu kämpfen hatte. Die bis nach Kuurne gefahrenen km waren relativ flach. Da ich etwas früher dort war, gönnte ich mir einen kurzen Imbiss am Marktplatz in Kuurne. Um 15.00 Uhr schliesslich hatte ich mit Niels abgemacht, den wir vor einigen Wochen zusammen mit seiner Freundin Julie und seinem Freund Willem und Eef bei uns beherbergt hatten. Nun Niels und Willem gehen regelmässig zusammen Radfahren, oder wie man so schön auf flämisch sagt „fietsen“. Willem wusste bis zu diesem Zeitpunkt nichts, dass ich im Lande bin. 

Gesagt getan, war ich pünktlich, wie eine Schweizer Uhr, beim besagten Treffpunkt. Willem kam einige Minuten später. Aufgrund meiner Mundmaske, erkannte er mich nicht sofort, sondern dachte, dass ich ein Freund der Familie wäre. Als er jedoch meine Stimme hörte und erkannte.... Tja, er verstand die Welt nicht mehr. 

Die Tour, welche wir anschliessend unternahmen, enthielt doch die eine oder andere belgische Bergetappe. Wobei ich wirklich sagen muss, dass es nicht einfach Hügel oder Anhöhen sind. Diese hügelartigen Berge in Belgien ziehen sich enorm in die Länge, dies ist es auch, was den Oberschenkeln zusetzt.

Nach der rund 50 km langen Tour, gönnten wir uns ein Bierchen - bzw. dazwischen gönnten wir uns auch noch einmal eines, das war aber schon so schwer, dass es für drei Bierchen gereicht hätte - nun halt leider nicht in der Ververie, da diese leider ausnahmsweise geschlossen war. Der Eigner hatte sich einen Wirbel eingeklemmt...genau an diesem Mittwoch.

Dann gingen wir halt, genau als es wirklich stark zu regnen begann, in die Kroone in Kuurne. Wir stiegen von unseren Rädern ab und begaben uns in die Gartenwirtschaft (die ja glücklicherweise durch die Sonnenschirme geschützt, den Regen abhielt). Wir wurden schnell gefragt, wie viele km wir gefahren seien, was wir auch beantworteten - Niels bzw. Willem sagten einfach noch schnell, dass ich aus der Schweiz hergefahren sei. Zum Erstaunen aller, sagte dann der „Beizer“, er kenn auch jemanden, der Verwandtschaft in der Schweiz habe. Ich fragte nach, wo denn - das wusste er jedoch nicht. Er sagte aber, dass die Person, die er kenne, in Zwevegem lebe und Dekoker heisse. Ich traute meinen Ohren nicht. Er sagte weiter, dass er Etienne heisse und seine Gattin Bernice.... ich fuhr als quer durch Belgien in ein kleines Dorf namens Kuurne. Ich lande genau in der Kroone, in welcher ein ehemaliger Nachbar meines Göttis arbeitet. Kaum zu glauben. Die Welt ist ein Dorf.

Nach einigen Bierchen und einigen lustigen erzählten Ereignissen, ging ich dann gegen 20.00 Uhr auf Hotelsuche. Mein Plan war, noch nach Ypern zu fahren, doch das Regenwetter machte mich nicht an. So wählte ich die einfachere Variante und fuhr nur noch nach Kortrijk. 

Ziemlich durchnässt kam ich nach ca 15 Minuten in Kortrijk an und nach weiteren 15 Minuten hatte ich ein Hotel gefunden. 

Insgesamt fuhr ich sicherlich mehr als 100 km an diesem Tag, doch leider gaben meine Uhr und mein Telefon den Geist auf bei der Aufzeichnung der Daten. 

Aber schaut euch den Film an - https://www.relive.cc/view/v8qV8pG913O  morgen geht es dann definitiv nach Ypern.

Bis bald und bleibt gesund


Liebe Grüsse

Sämi

Dienstag, 18. August 2020

Zwischen-Statistiken

 Liebe Familie und liebe Freunde

Ich habe mir in den letzten Tagen die Daten der täglichen Videos angeschaut und die Daten wie folgt aufgeschrieben:

1. Etappe    146.4 km    7 h 48 m     2260 m     Niederhelfenschwil - Schiltach

2. Etappe    127.7 km    6 h 17 m    892 m        Schiltach - Ingwiller

3. Etappe    119 km        6 h 29 m    2196 m    Ingwiller - Merzig

4. Etappe    113 km        7 h 34 m    2377 m    Merzig - Waxweiler

5. Etappe    134 km        8 h 22 m    1925 m    Waxweiler - Lüttich

6. Etappe    139.4 km    8 h 29 m    1187 m    Lüttich - Enghien

7. Etappe    74.6 km     4 h 28 m    665 m       Enghien - Zwevegem 

Gemäss meinen Berechnungen ergibt dies eine totale Distanz, bis jetzt von 854.1 km und 11‘502 Höhenmetern - Totale Fahrzeit von 49 h und 27 m

Als Ausgleich bin ich gestern viel in der Stadt rumgelaufen und habe 18.2 km zurück gelegt - ihr kennt dies ja sicher, wenn man eine Stadt besichtigt, es kommen viele m zusammen, ohne dass man es merkt - also bis bald. 



Montag, 17. August 2020

Tage 8 - 11: alle sind informiert, dass ich in Belgien bin

 Liebe Familie und liebe Freunde

Ich danke euch allen für die unzähligen Nachrichten und Glückwünsche, welche ihr mir geschrieben habt. Die Leistung, die viele als ausserordentlich bezeichnen, erachte ich als für jedermann oder -frau machbar. Jeder muss einfach seinen Willen bündeln und fokussieren und dann kann man alles - ein wenig trainieren und dann „ab die Post“!

Nun was ist in den letzten Tagen gelaufen? Am Donnerstag, dem 7. Tag der Reise, kam ich bekanntlich bei meinem Götti an. Viele schöne Gespräche, feine Bierchen und gutes Essen folgten, natürlich immer unter Einhaltung der Corona-Distanzregeln. 

8. Tag

Am Freitag, 14. August 2020 hätte ich gerne die Stadt Kortrijk besucht. Diese Stadt, ca. 20 km von Zwevegem entfernt, hat alles zu bieten. Kulturell, sportlich und auch von den Geschäften her - sehr schöne Bauten, Kanäle mit Wasser und Schiffen usw.. Weil ich aber wusste, dass am 15. August 2020 in Belgien „Maria Himmelfahrt“ gefeiert wird, und Folge dessen alle Geschäfte dann geschlossen sind, wollte ich noch zuerst zum Fahrrad-Mechaniker. Dieser war ca. 300 m von meinem Hotel entfernt. Trotz zu viel Arbeit im Fahrrad-Geschäft, gelang es mir den Inhaber davon zu überzeugen, dass ich mein Rad nach der getätigten Reise gerne heute durchchecken liesse. Mein Wunsch wurde mir erfüllt, sodass ich rund zwei Stunden später wieder losradeln konnte. 

Nach der Fahr in die Gemeinde Zwevegem, ca. 6 km, fuhr ich einfach mal „alte bekannte Plätze“ an. Dies waren mein Geburtsort (het moederhuis), der Friedhof meiner Grosseltern und das alte Gemeindehaus. Aufgrund eines kompletten Neubaus des Gemeindehauses an anderer Stätte, wird seither das alte Stadshuis als Kaffee bzw. Restaurant betrieben. Dies nutzte ich nun aus und setzt mich auf die Gartenterrasse. Ich gönnte mir ein feines Bier und „een portie kaas met een portie worstjes“ (was bedeutet etwas Käse mit Wurst). Noch bevor ich fertig war mit Essen, begann es so enorm zu regnen, dass so ziemlich alles nass wurde. Am Abend durfte ich bei meinem Götti zum zNacht vorbeigehen. 

Schon war es Samstag, 15. August 2020. Der Tag an dem normalerweise das „Streekbierenfestival“ stattfindet (Bierfest in Zwevegem). Dank Corona wurde diese jedoch schon im Mai abgesagt. Also sah der heutige Tag etwas anders aus, als wenn das Fest stattgefunden hätte. Um 11.15 Uhr war ich bei meinem Cousin Philippe zum Apéro und zMittag eingeladen. Da ich etwas früher losfuhr, ging ich noch bei seinem Bruder Bart vorbei. Ich versuchte ihn vorgängig telefonisch zu erreichen, auf dem Mobile und au dem Festnetz. Ohne Erfolg. Also ging ich bei seiner Haustür vorbei und läutete die Hausglocke. Ohne Erfolg.

Da der Garten direkt an das Haus grenzt bzw. nur die Garage dazwischen steht, ging ich zu Fuss in den Garten um mal „hallo“ zu rufen. Und siehe da, mein Cousin Bart und seine Gattin Charline, waren im Garten am arbeiten. Er sah mich und verstand die Welt nicht mehr. Meine Frage an ihn war „gehen wir nun nicht ans Bierfest?“ - er schaute noch verdutzter in die Welt als ich ihnen sagte, dass ich alleine da bin und zwar mit dem Fahrrad.... nach einem kurzen gemeinsamen Kaffee ging ich dann zu Philippe und Régine zum Apéro und MiE.

Das MiE schmeckt sehr lecker - beefsteak mit Sauce holandaise und Frites..... die Zeit verging im Fluge und es war schon bald gegen 17.00 Uhr. Obschon das Bierfest abgesagt wurde, hat es das OK fertig gebracht, dass eine Brauerei namens „circus brouwerij“ mit einem Fahrzeug von Teilgemeinde zu Teilgemeinde fährt und dort gratis Bier ausschenkt. Vor Ort war die Brauerei um 17.00 Uhr - wir gingen alle zusammen hin, man musste einfach sein eigens Bierglas (Grösse max 1 Liter) mitnehmen. Das Bier hätte noch etwas besser geschmeckt, wäre es noch etwas kühler gewesen, aber einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Glas. Da mein 2 dl Glas schnell leer war, bat ich um ein zweites Füllen - leider nein, hiess es, denn es werde nur einmal jedes Glas gefüllt. Ich fragte nach, ob es denn wenigstens für einen Radfahrer, der speziell mit dem Velo aus der Schweiz angereist ist, ein Zweites gäbe....nach längerem Erklären und kurzem Beweis, erhielt ich mein zweites (zu wenig kühles) Bier.

Am Abend durfte ich mit Bart und Charline und deren Kinder den zNacht einnehmen - ich wurde von allen spontan und herzlich empfangen und willkommen geheissen. Der einzige Wermutstropfen an diesem Tag war für mich, dass Man City im Fussball ausgeschieden ist. Aber die verschiedenen Bierchen schmeckten sehr lecker. Dann ging’s mit dem Fahrrad wieder ins Hotel, bzw ca. 7 km zurück. 

Der Sonntag war bereits wieder Abreisetag. Ich checkte beim Hotel aus und fuhr nach Zwevegem zu meinem Götti. Dort nahmen wir zuerst einen feinen kühlen Apéro und dann gemeinsam den feinen ZMittag ein - es gab ein feines Fischplättli. 

Da sich dann das Wetter etwas zu verändern schien, entschied ich mich gegen 14.00 Uhr loszufahren. Ich fuhr nach Gent, denn dort wohnt ein weitere Teil meiner Verwandtschaft. https://www.relive.cc/view/vevYDXjg3Jq

Via Telefon konnte ich meine Tante, 91jährig, erreichen. Ich fragte sie, wie es ihr gehe und sie solle doch einmal aus dem Fenster winken. Sie sagte, wieso sie dies tun solle. Ich antwortete, damit ich sie vielleicht dabei sehe und zurück winken könne. Da sie ihre Rollläden nicht aufbrachte, schickte sie ihren Schwiegersohn Leo nach draussen, damit dieser winken könne. Gesagt getan, kam er raus und erkannte mich zuerst nicht. Er meine, dass ich ein Kollege von Sam sei....er klärte sich aber alles schnell auf und die Freude war riesig, dass ich da war.

Übernachten darf ich seit gestern Sonntag, in der Studentenbude des Sohnes meines Cousins Bart. 

Es hat alles drin: Dusche, Bett, Küche und das Fahrrad steht auch (in der Küche). Es liegt zentral und zu Fuss ist hier so oder so alles erreichbar. Die Adresse der Studentenbude: Willem Tellstraat.... was dies heisst, kann sich sicher jeder denken.  

Zum zNacht hatte ich mit Freuden aus der Schweiz abgemacht. Beide kommen aus Gent und leben in der Schweiz - es war ein lustiger und schöner Abend. 







Aufgefallen ist die Ruhe in der Stadt, seit Corona die Studenten und Touristen fern hält. 


Donnerstag, 13. August 2020

TAG 7: es ist geschafft!

 Liebe Familie und liebe Freunde

Ihr wartet vermutlich schon auf die Mitteilung, dass ich es wieder nicht schaffte, rechtzeitig den Bericht zu schreiben. Der Tag fing für mich heute schon ziemlich relaxed an.

Der Direktor des Hotels, Italiener aus dem Trentino, fragte mich, was ich denn mit dem Rad mache. Ich erzählte ihm meine Geschichte, worauf er sagte, das würde er auch einmal gerne machen. Meine Frage an ihn, weshalb er es denn nicht tue, konnte er nicht beantworten.

Er bereitete mir auf jeden Fall ein feines Morgenessen zu. Wir redeten unter anderem über die Shirts, welche im Frühstückssaal verteilt waren. Es handelte sich um Shirts der Belgischen Fussballmannschaft inklusive Unterschriften. Es scheint, dass dieses Hotel, bis zum Bezug des Stadions in Tubize, als Nationalmannschafts-Hotel galt. Deshalb die Shirts mit Autogrammen von ehemaligen Talenten der Belgischen Nati - ja Frank, auch Daniel van Buyten vom FC Bayern München (deine Worte „Rekordmeister“) war darauf verewigt. 

Meine frisch gefüllten Bidons und ich machten uns schliesslich später als in den vergangenen Tagen auf die Fahrt nach dem Ziel. Ich ging es an wie an der Tour de France: auf der letzten Etappe wird bekanntlich nicht mehr attackiert, sondern nur noch Genossen. 

So fuhr ich los, die Mauer zu schaffen. Ziel Geraardsbergen. Die Temperaturen waren warm, schon fast ähnlich wie gestern. Zum Glück gaben meine teils nassen Velokleider (vom täglichen Waschen - gestern) etwas Kühl ab. Auch eine Ratte, welche die Strasse überquerte, verschaffte etwas Abwechslung beim Treten in die Pedale. Vor einigen Tagen, ich glaube es war in Frankreich, begegnete ich einem Marder, der sichtbar gleich erschrocken schien wie ich. Oder in Deutschland wo es dann hiess „Achtung Angriffsgefahr vor brütendem Bussard“ - alles motivierende Punkte, noch schneller in die Pedale zu treten. 

Die Muur kam näher und ich spürte richtig die Lust Gas zu geben. Es ging zuerst „mächtig“ runter ins Dorf Geraardsbergen. Dann stieg es richtig schnell auf Kasseien hoch - auf einer Länge von 1.1 km eine Steigung von rund 110 m - Ich konnte immer wieder anhalten um das eine oder andere Foto zu schiessen. Ich wurde nur einmal überholt: von einem Mountainbike (wohlgemerkt kein E-Bike, aber gefahren durch einen 20jährigen, der überhaupt kein Gepäck dabei hatte). Ich überholte ihn dann wieder, da er scheinbar auf seinen Vater warten musste... :-) Ich habe die Muur geschafft und überlebt...


Dann ging es für mich daran, das Tagesziel Zwevegem zu erreichen, doch wie. Wie wäre es das Beste, jemanden aus der Familie mit ein zu binden? Vorsichtig schrieb ich meinem Cousin Bart, der noch bis zum 17. August 2020 Ferien hat. Er antwortete schnell: er sei in den belgischen Ardennen im Urlaub und geniesse die Zeit beim Wandern Radfahren mit der Familie. 

Also schrieb ich den Enkelinnen meines Paten, Julie und Eline. Beide antworteten schnell. Julie, dass sie derzeitig in Kuurne im Lager am arbeiten sei und Eline, dass sie normal arbeite, sie jedoch keine tägliche Spritzen mehr an ihren Grossvater „machen“ muss (sie ist gelernte Krankenschwester). Aber worum es denn gehe? Sie würde mir gerne helfen, falls es um das Thema Skype mit dem Grossvater gehe. Ich willigte sofort ein und sagte, ja, dass ich dies gerne heute Abend mit ihm machen würde. Sie schrieb, dass sie gerne heute Abend nach dem Arbeiten bei ihren Grosseltern vorbei gehe. Gesagt getan. Als ich um 15.00 Uhr ausnahmsweise etwas zum Mittag ass, schrieb sie mir, dass sie heute früher Feierabend machen könne und so gegen 15.50 Uhr dort sein könne (Anm.: sie hat während der Corona-Lockdowns regelmässig dafür gesorgt, dass wir alle zusammen mit ihm skypen konnten). Super! 

Ich fuhr also gegen 15.45 Uhr um den Block, an dem mein Pate wohnt. Zufällig traf ich dort den Schwager meines Paten und sagte ihm „hallo Antoine“. Er kannte mich natürlich nicht. Ich erklärte ihm, wer ich bin, was schnell geglaubt wurde, aber mit dem Fahrrad? Die Frau von Antoine, Yvette, stiess auch dazu, welche auch verdutzt zuhörte...aber sie glaubten mir schliesslich. Ich sagte, dass mein Pate und seine Gattin Bernice, von nichts wüssten. Sie sollen es bitte für sich behalten. Klar, dies wollten sie nicht weiter erzählen. Im Gegenteil, sie sagten mir, dass just in dem Moment, eben Bernice auf uns zubewegte. Ich sagte ihnen schnell, dass sie einfach nicht sagen sollten, ich fahre nun wieder um den Block. Falls sie frage, wer ich denn war, sollten sie sagen, „jemand von der Arbeit von früher“. Ich fuhr also schnell los. Gleichzeitig fuhr mir die Enkelin meines Paten, Eline entgegen, welche ich freundlichst grüsste und sich mich zurück. 

Tja, was hab dich nein getan. Sie hielt direkt bei Antoin und Yvette an und sprach mit Bernice. Ich fuhr um die Ecke und hoffte nur noch...war es das? War meine Überraschung dahin? Ich wartete an der anderen Ecke wieder auf der Vorderseite. Ich sah, dass Eline mit dem Auto auch auf die andere Seite fuhr und das Auto auf der Vorderseite des Hauses meines Paten hinstellte. Sie stieg aus und kam direkt auf mich zu - sie hatte mich entdeckt und erkannt... Sie lachte und lief auf mich zu. „Sam, was machst du hier?“ Ich erklärte ihr alles und sie mir auch - ebenso, dass sie es gar nicht realisiert hatte und gegenüber Bernice nichts gesagt habe. Super, es kann also weitergehen. Ich spannte sie kurz in meinen Plan offiziell ein und bat sie, das ganze dann zu filmen. Sie ging also zurück zu ihren Grosseltern und schrieb mir, sobald alles fürs Skypen bereit war. Gesagt getan. 

Wir sprachen miteinander und ich sprach via iPad mit meinem Paten. Er war sichtlich erfreut, dass ich mich bei ihm melde. Während dem Sprechen nahm ich dann einen Mundschutz aus meiner Tasche, welchen ich speziell mitgenommen hatte. Ich ging mitsamt des Fahrrads weiter bis zu seiner Türe und versuchte auch aus der Umgebung seines Heims, etwas zu zeigen. Er realisierte, dass es ähnlich aussah, wie bei ihm Zuhause. Ich sprach weiter mit ihm und machte auf einmal Aufnahmen seines Vorgartens, was er und auch seine Gattin bemerkten. Sie sagten und dachten dann jedoch gleichzeitig, das kann doch nicht sein... Gegenüber meinem Paten sagte ich, dass ich doch gerne mit ihm endlich mal Spazieren gehen würde oder zumindest ein Bierchen trinken würde. Er entgegnete mir, dass er dies auch gerne machen würde, es aber nicht gehe. Er dürfe leider weitere sechs Wochen nicht voll auf seine Hüfte stehen. In just dem Moment, sagten Sie beide, das ist doch wirklich bei uns und ich läutete an der Hausglocke...“würdest du nun mir mit ein Bierchen trinken...?“

Wir verbrachten einen wundervollen gemeinsamen Nachmittag, natürlich unter Einhaltung der Corona-Vorschriften. Eline wurde von mir gebeten, das ganze zu filmen, was sie natürlich auch getan hat....sorry, dieses emotionale Video werde ich nicht online stellen... die vielen innigen und warmen Umarmungen fehlten leider diesmal, Corona sei Dank. Aber die Reaktion aller Beteiligter hat mir gezeigt, dass mein Entscheid das „Ding“ durchzuziehen, richtig war... https://www.relive.cc/view/vE6JmmMQ3gO

In den kommenden Tagen werde ich noch enige Touren unternehmen, jedoch nicht täglich. Schaut wieder rein, meines Erachtens könntet ihr das Ganze ja abonnieren, d.h. ihr krieg eine e-mail, sobald etwas Neues online gestellt wird.

Bis bald - ich werde nun Geniessen und Erleben - Belgien ist und bleibt für mich mehr, als „nur“ mein Mutterland. 

Bleibt gesund und bis bald 

Beste Grüsse

Sämi

Mittwoch, 12. August 2020

TAG 6: die zweitletzte Etappe ist geschafft

 Liebe Familie und liebe Freunde

Die Nacht in Lüttich war wieder eine zum Abhaken. Nicht weil das Hotel nicht gut war, sondern weil das Zimmer die ganze Nacht so warm war und nicht klimatisiert. Ein Ventilator stand im Zimmer, doch der wirbelt ja bekanntlich nur die Luft ein wenig rum - das Zimmerfenster konnte ich öffnen, doch leider stand das Fenster genau bei der Feuerwehr-Notleiter des Innenhofs - und der war zugänglich.

Schliesslich ging ich zum Zmorge, der auch liebevoll bereit gestellt wurde. Die nette Dame vom Hotel nahm von mir die Wünsche entgegen und brachte mir dann alles ab dem Buffet. Joghurt, frische Erdbeeren, Brötchen, Käse, Fleisch usw.

Gestärkt konnte ich dann mit Mundschutz losfahren. Und dies ist wirklich nicht so cool. Raus aus der Stadt war mein Ziel, denn dann durfte ich den Mundschutz abnehmen. Nach einem Aufstieg um einige Meter, ging es dann endlich raus und eine eher lange, wirklich gerade Strecke begann. 

Meist hatte es in den Dörfern auf beiden Strassenseiten Häuser bzw. Unternehmungen. Auf einmal sah ich ein Schaufenster und erschrak, dass sich darin jemand bewegte. Vor allem wie! Gleich im Garten daneben, lag eine Dame im Bikini auf dem Liegestuhl und sonnte sich gemächlich - Hilfe! Wo bin ich gelandet? Ich habe ja gestern schon geschrieben, dass die Schönheiten der Natur ... Spass beiseite, aber die Häuser bzw. Schaufenster begleiteten mich wirklich lange, bis kurz über die wallonische Grenze. Das letzte Mal habe ich dies an der Reeperbahn in Hamburg und einmal in Brüssel gesehen, aber inmitten von weiteren Einfamilienhäusern? Was sagt man da den Kindern, wenn sie am Mittag nach Hause kommen? „Ja, weiss du Elija, unsere Nachbarin arbeitet nun von zu Hause aus“? 

Es folgten wieder viele Waldpassagen mit schönen Flüssen und Bäumen. Die Wälder sind hier meist mit Buchen und Eichenbäumen „bestückt“. Am liebsten hätte ich überall angehalten und eine Pause gemacht, ich hatte aber einige km vor mir. 


Es ging nicht lange und ich durfte die ersten pavés oder kasseien Strecken befahren. Versucht dies auch einmal. Dieses Schütteln durch Arme, Beine und Fahrrad.... es schüttelt meist nach dem Ende des Stücks noch eine Weile nach (und am Morgen danach merkt man es dann vermutlich).

In der Region von Overijse fuhr ich durch geschichtsträchtiges Gebiet. Denn dort wütete der 2. Weltkrieg anscheinend enorm. https://www.vrt.be/vrtnws/de/2012/11/12/deutsches_denkmalinoverijserestauriert-1-1479781/

Auch heute war es wieder so, dass einige durch das Navi vorgeschlagene Routen nicht oder nur schlecht passierbar waren. So stiess ich auch heute wieder das Rad einige Meter durch ein trockenes Bachbeet. Oder so enge bzw. schmale Wege, dass links und rechts die Brennnesseln meine Beine attackierten. 

Die Temperaturen kamen mir heute zum ersten Mal wirklich extrem warm vor. Kein Wind und weniger Schatten als in den vergangenen Tagen. Es war heute wirklich „streng“ was dies anbelangt.

Richtung Brüssel war meine Absicht, noch nach Tubize zu fahren, doch die Route war in Folge Werkarbeiten nach 500 m geschlossen. So fuhr ich direkt Richtung Enghien (https://de.wikipedia.org/wiki/Enghien_(Belgien)), wo ich nun auch heute Nacht bin.

Um die 140 km waren es heute - morgen werden es bedeutend weniger sein, denn das Endziel naht. Die Mauer werde ich morgen zu bezwingen versuchen. Es gibt ja bekanntlich drei Mauern, die man kenne sollte: die Berliner Mauer, die Chinesische Mauer und eben die Mauer von Geraardbergen. 

Bleibt gesund und bis morgen - ich weiss noch nicht, wie ich es organisieren werde. Soll ich direkt zu meinem Paten und einfach mal läuten? Sollte ich nicht besser zuerst zu meinem Cousin und ihn fragen, ob er am Samstag mit mir Radfahren kommt - und dann ihn beauftragen das ganze zu filmen? Wir werden sehen - und ihr könnte es dann lesen - also Guet Nacht.

Liebi Grüess

Sämi

Dienstag, 11. August 2020

TAG 5: gut in Belgien abgekommen

 Liebe Familie und liebe Freunde

Schon ist der fünfte Tag beinahe Geschichte. 


Nach einer Nacht, die wieder nicht so gut war, startete das Morgenessen mit einem Wahnsinn. Die Frau Pauls, die ja bekanntlich Zimmer für Pilger anbietet, hat ein Frühstück hingezaubert. Es war von meiner Seite her einfach noch nicht genügend Hunger vorhanden. Das Foto spricht doch eine eigene Sprache, oder? Und die Übernachtung kostete lediglich EUR 20.00 und dann kam noch das Frühstück dazu, für sagenhafte EUR 3.00!!! Ich konnte und kann es immer noch nicht fassen, dass zu so einem tiefen Preise...ja, ich weiss, hier ist nicht der Gewinn das Obergebot.


Schliesslich startete ich kurz vor 08.00 Uhr mit meiner heutigen Etappe. Ich nahm mir vor, mindestens nach Chaudefontaine zu kommen. Geschafft habe ich dies, sogar noch ein wenig weiter. Ich bin momentan in Lüttich.


Von Waxweiler her fuhr ich schnurstracks Richtung Belgien. Ich konnte es kaum erwarten, endlich Belgische Autonummern zu sehen, endlich Belgisches Bier zu sehen (und trinken) und „mein“ Flämisch sprechen und hören zu dürfen. So kam es denn auch, dass ich drei fremde Spaziergänger ansprach. Ich sprach sie an und fragte, wann denn genau die Grenze komme. Sie wussten selber nicht, ob diese noch sichtbar sei - aber ich habe es gesehen, bzw. festgehalten. Wir sprachen unter anderem über Corona und ich fragte, ob sie und ihre Eltern denn Leute oder Bekannte hatten oder hätten, die davon betroffen sind oder waren? Auch hier kam zum guten Glück ein nein.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon rund 30 km hinter mir, Pferde und die morgendliche Sonne stimmten mich sehr positiv für den heutigen Tag. Ich merkte, dass mich die Zahlen am Navi und an der Apple Watch „nur“ demotivierten. Es ging so lang, bis wieder fünf km vorbei waren. Oder anders herum, die Restkilometer gingen nicht zurück.

Nachdem ich aber die vielen schönen, zahlreichen, nein unzähligen Blumen und Schönheiten der Natur an den Radwegen beachtete, gingen die km im Nu vorbei. Ist es teilweise im Berufsalltag nicht gleich? Wir streben nach Zahlen, besser, höher und schneller - doch demotiviert nicht die eine oder andere Zahl? Wenn aber ein Ziel, ein Sinn oder Nutzen oder eben ein Bild hat, dann fliegt uns das Ziel um die Ohren. Müssten wir nicht einfach generell mehr mit offenen Augen durch die Welt gehen und das Schöne sehen und erkennen - und noch wichtiger, dies auch schätzen? Tja, nun werde ich schon wieder etwas philosophisch.

Ein Höhepunkt des heutigen Tages war für mich der lange Eisenbahntunnel, der für Fussgänger wie Radfahrer geöffnet ist. Fast gespenstig war es darin - feucht-nass, dunkel und gleichzeitig stieg Nebel auf. 

Nach einer Zusatzschlaufe und vor allem diverser Höhenkilometern an der Grenze, war es soweit, ich fuhr auf die Grenze zu. Geschafft. Nach etwas mehr als vier Tagen Radfahren bin ich in Belgien. Darauf musste ich einen „heben“ und ich gönnte mir ein 0.0 Jupiler - ja, ohne Alkohol, aber es schmeckte sooo gut.

Der von nun an gefolgte Radweg war früher eine Strecke der Eisenbahn (Vennbahn) - dies ist auch an den alten Brücken und Übergängen teils noch heute zu sehen. Auch waren Fahrräder zu sehen, die es nicht bis ans Ziel schafften und der Halter (oder die Halterin) das Rad an den Nagel hängte. 

Bei der Routenwahl war es mir klar, dass ich heute auch nach Spa wollte und dort vor allem an die Formel 1 Strecke - leider war die Besichtigung nicht möglich. So musste ich halt im Wald durch die Bäume die eine oder andere Aufnahme machen. Ich kann euch sagen, das tönte mega, was da so rumfuhr. 

Anschliessend verliess ich über eine kaum endende eher steil steigende gerade Strasse das Dorf Richtung Skigebiet Spa - ja, ein Skigebiet. Schnee lag natürlich nicht mehr, aber Hügel hat’s dort definitiv.

In Theux schliesslich habe ich auch wieder viel zu viele km absolviert. Die Strasse an den Ort, an den ich hätte fahren wollen, war gesperrt, aber nicht für Radfahrer - trotzdem klappte es mit dem signalisierten Weg nicht und ich verlor wieder viele wertvolle Minuten oder eben km.

Gleichzeitig zog ein Gewitter auf und die Wolken gaben den Ton an - es regnete schliesslich nur ein wenig und der Geruch der warmen und nassen Asphaltstrasse rochen „gut“. Aber ich weigerte mich, den Regenanzug zu montieren, denn es kühlte so wenigstens einmal etwas ab. 

Nachdem ich im belgischen Henniez war (Chaudefontaine - belgischer Mineralwasserhersteller), ging es dann nach Lüttich. Ja, und ich habe es getan: mit Mundschutz bin ich Fahrrad gefahren - ebenso mit Mundschutz in der Einkaufspassagen rumgelaufen....es wäre zwar schon genug warm gewesen.




Die Hotelsuche zeigte sich hier etwas schwierig. Aber wie mir junge Leser gesagt haben, wissen sie immer wenn ich im „Zeugs“ rumfahre, dass ich vermutlich ein Hotelzimmer suche - so ist es :-). 

So, es wurde heute spät und ich wünsche euch allen einen schönen Abend und einen guten Mittwoch.

Bis bald. Hier noch der Link fürs tägliche Video https://www.relive.cc/view/vYvrNNNWGxv - viel Spass.

Liebe Grüsse

Sämi


Montag, 10. August 2020

TAG 4: Belgien rückt näher

 Liebe Familie und liebe Freunde

Schon wieder ist ein Tag vorbei. Die Nacht wollte und wollte nicht zu Ende gehen oder anders ausgedruckt, ich fand wieder keinen Schlaf. Schlaf wäre für die Regeneration das Wichtigste, doch wenns nicht klappen will...


Jeden Abend wenn ich im Hotel ankomme, bzw. wenn ich eins gefunden habe, dusche ich mich so kalt als möglich an den Beinen ab. Dies soll die Regeneration der Muskeln anregen. Dann gibts eine Portion Magnesium in Pulverform.


Heute durfte ich schon um 06.30 Uhr mein Frühstück einnehmen. Perfekt, wenn ein Tag so beginnen kann. Die Temperaturen waren so angenehm kühl, dass ich schon fast wieder zu kalt hatte - besser wäre gewesen, wenn es am Nachmittag kühler gewesen wäre als am Morgen. 




Heute fuhr ich fast den ganzen Vormittag der Saar entlang. Meist hatte es viele Radfahrer auf dieser Strecke. Nach Saarburg, war es dann aber fertig mit Radlern. Da mein Rad doch mittlerweile etwas mitgenommen „tönt“, wollte ich in Saarburg zu einem Radmech: Montags geschlossen, doch der Inhaber war am arbeiten. Er hätte keinen Tropfen Öl mehr. Tja, das hiess für mich, weiterfahren. In Trier schliesslich, fand ich wieder einen Mechaniker mit Laden. Doch auch dieser hat montags immer geschlossen. So musste ich mir anders helfen. Ich ging ins Kaufland und kaufte für mich einen Proteindrink und fürs Rad eine Flasche Öl (oder Dose). Wenigstens tönt es nun wieder ein wenig normaler :-).


Die Hitze war heute wieder enorm. Vor allem empfinde ich sie umso wärmer, wenn die Unsicherheit vorhanden ist, ob und wann es das nächste mal etwas Flüssiges zu kaufen gibt. Die rund 1 1/2 Liter Wasser sind so schnell aufgebraucht, dass man sich nicht mal traut zu trinken, wenn man Durst hat. Denn wenn die nächste Ortschaft rund fünf Kilometer weit liegt, bei diesen Temperaturen.


Heute durfte ich viele Bergsteinbrüche sehen, die noch aktiv in Gebrauch sind. Meist wird das Steingut via Lastwagen oder Eisenbahnen weitertransportiert. Mal waren die Steine eher rot, mal eher braun. Das Städtchen, in dem Villeroy & Boch ihren Sitz haben, Mettlach, durfte ich auch passieren. Viele schöne und teils pompöse Bauten zeugen von einer noch besseren Vergangenheit - leider werden die Liegenschaften nicht mehr wirklich gut unterhalten. 


Je näher ich dann schliesslich Trier kam, wusste ich, dass es steiler werden wird. Das Höhenprofil der heutigen Strecke besagte nichts Gutes. Und es war denn auch so, denn ich musste sicher während rund 40 Minuten mein Rad raufschieben. Hätte ich selber fahren wollen, hätte ich auch am Vorderrad Gewichte haben müssen. Das Vorderrad hebte sich immer wieder. So kam ich wenigstens in den Genuss der vielen Eidechsen, die über die Strasse sprangen. 


Bitburg stand schon lange auf den Wegweisern und auf den Büchsen neben dem Strassenrand. Je näher Bitburg kam, desto zahlreicher waren die Büchsen.  Überall stand bzw. steht Bitburger. Hier wäre eigentlich das Ende der heutigen Etappe gewesen, doch ich fuhr etwas weiter und zwar nach Waxweiler. Dies liegt ca. 24 km von Bitburg entfernt und ist eine Ortsgemeinde im Eifelkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz. Viele Geschäfte waren heute zu, Hotels, Restaurants und Tankstellen. Die Pizzeria „La Corona“ hat Betriebsferien bis am 5. September 2020 - Das Hotel „Badesee“ war offen, jedoch ausgebucht. Das nächste Hotel war offen, jedoch telefonisch nicht zu erreichen. So fragte ich eine Dame auf der Strasse, die ihren Hunde Gassi führte. Sie sagte mir, dass sie jemanden kenne, der Pensionszimmer anbiete. Gesagt getan, ich hab dort angerufen und ein Zimmer gekriegt - für EUR 20.00. Die Frau Pauls bietet die Zimmer im Normalfall Pilgern an. Aber ich darf natürlich auch dort nächtigen. Das Frühstück macht sie mir auch morgen früh um 06.30 Uhr.


Morgen sollte ich nach ca. 30 Km in Belgien über die Grenze fahren können. Ich freue mich riesig! Dann werde ich via Spa Francorchamps vermutlich bis nach Liège fahren.  


Und der Link fürs Video... Viel Spass https://www.relive.cc/view/v26M28pm53q !

Sonntag, 9. August 2020

TAG 3: Kann ich nachlegen und wie geht es meiner Kondition

 Liebe Familie und liebe Freunde

Bereits liegt der 3. Tag hinter mir. Wieder konnte ich etwas mehr Kilometer hinter mir lassen, als ursprünglich geplant. 

Heute morgen ging es etwas früher ans Frühstück, doch leider war es nicht wie geplant um 07.00 Uhr bereit, sondern erst um 07.30 Uhr, da die Bäckerei nicht zeitlich lieferte. Für mich hiess dies, kürzeres Frühstück und schneller losfahren, was sich dann auch schnell lohnte.

Die ersten Höhenmeter konnte ich schnellstmöglich zurücklegen. Keine Schmerzen im Knie, kein Brennen im Oberschenkel. Aber ich weiss nun, für was die Crème gut ist, welche man am Hintern und in der Hose einreiben kann - es kühlt und macht das Radfahren auf langen Touren erträglicher. 

Fast auf der Höhe des Hügels angekomm... das erzähle ich lieber persönlich. Auf jeden Fall auf dem Hügel, gab es ein Denkmal, das früher dafür verwendet wurde, dass Zölle abgeliefert werden mussten um unter Schutz das Tal durchfahren zu dürfen. 

Um das Denkmal rum, hat es wie einen kleinen Laufgraben, der scheinbar dafür verwendet wird, dass rundherum gelaufen werden kann. Eine Tochter lief mit ihrer Mutter am Rolator einige Runden...sah irgendwie lustig aus. 

Anschliessend ging ich den Berg runter - leider hat mich mein Navi dann auf einen so guten Weg geführt, dass ich teilweise nicht wirklich sicher war, ob ich noch am richtigen Vorhaben dran bin. Die Waldwege waren so enorm steil und steinig, dass ich nicht wusste, ob meine Reifen dies mitmachen würden. Vor allem als dann wirklich keinen Weg mehr gab (s. Video „Hilfeeeee...“). Es scheint ein altes Flussbeet gewesen zu sein, das doch sehr trocken war. Ich musste ca. 40 Minuten im Wald rumlaufen und mein Rad teilweise tragen (oder Buckeln), damit ich keinen Defekt riskierte. Feldwege bei uns kenne ich ja, aber hier in Frankreich.... Kleine Felsen und dicke Holzstämme waren da und eine enorme Steigung. Ich war froh, als ich alles hinter mir hatte und dann via „normalerem Feldweg“ an einem Hochsitz vorbeifuhr. Natürlich musste ich meine Reifen zuerst prüfen, ob ich wirklich keine Dornen eingefangen hatte (bzw. die Reifen meines Velos :-))

Als ich dann endlich die Waldregion verlassen durfte, was mir recht war, wurde es schnell wieder warm. Ich musste wieder schauen, wo ich meinen Flüssigkeitsverlust nachfüllen konnte. Und am Sonntag ist dies nicht so einfach. Heute waren es einmal eine Bäckerei, die glücklicherweise offen hatte und ein Schnellimbiss an der Schaffhauserstrasse. Auch hier möchte ich den lieben Dank an eine weitere liebe Nachbarin bzw. ihren Gatten aussprechen, denn die Flasche, die isoliert ist der Hammer (und vor allem noch mehr mit dem Aufruck...).

Nichtsahnend fuhr ich an der Saar entlang als ich plötzlich das Schiff „Corona“ sah - es stand im Hafen, nebst vielen „kranken“ Schiffen, aber ich weiss nun, wo Corona her kommt.

Auch heute sah ich wieder, oder besser gesagt, roch ich ein totes Reh am Strassenrand. Diesmal dürfte es aber Opfer eines Autounfalls geworden sein und nicht wie gestern im Fluss ertrunken. 

Was ich schon gestern erzählen wollte...die Strassenränder. Waren es früher einfach nur leere Zigarettenschachteln oder einmal leere Büchsen die da lagen, sind es heute tatsächlich vielfach Mundmasken. Ja, Mundmasken, es ist kaum zu glauben. In Mc Donalds Nähe sind es immer noch mehr leere Packungen von irgendwelchen Meals und Getränken. Aber gestern und heute in Deutschland, Mundmasken und in Frankreich, Bierdosen.

Heute bin ich über Nacht in Merzig. Mein Morgenessen auf morgen konnte ich auf 06.30 Uhr bestellen - basierend auf der deutschen Gründlich- und Pünktlichkeit, werden auch die Brötchen bereit sein. Ich durfte schriftlich angeben, was ich zum Morgenessen möchte, Anzahl Bananen, Anzahl Kaffee, Anzahl Müsli, Anzahl Joghurt.... muss schauen, dass auch morgen meine Batterien wieder voll sind, denn ich habe heute wieder kein Mittagessen eingenommen, es war mir zu warm. Dafür zum zNacht, Penne mit Poulet, und ein (zwei) Bierchen.

Morgen möchte ich mindestens bis Rittersdorf kommen, was immer noch in Deutschland liegt. Vielleicht werde ich bis nach Lünebach fahren, mal schauen, wie das Wetter mitmacht. 

Ich wünsche nun vor allem unseren Kindern, dass sie morgen mit frischem Elan in ein neues Schuljahr beginnen können - ohne Corona und ohne homeschooling, hoffentlich.

Also, bleibt gesund und bis bald. Sorry, fast vergessen, der Link für den neuesten Film. Ihr findet diesen unter https://www.relive.cc/view/vrqD4mjyVLq  - viel Spass.




Samstag, 8. August 2020

TAG 2 - es geht erst richtig los

Liebe Familie, liebe Freunde

Der zweite Radtag ist bereits Geschichte, zumindest, was die Zeit auf dem Rad anbelangt.

Heute wäre eine gemächliche Fahrt angesagt gewesen, doch es kam etwas anders. Zum einen Umleitungen mit den Radwegen und zum anderen, Wege die  nicht eineindeutig gekennzeichnet sind. Aber, das wichtigste ist, dass ich meine Tagestour fahren konnte und den „Vorsprung“ auf Etappe 3 halten konnte.


Gestern konnte ich einen gemütlichen Abend in Schiltach geniessen und meine Batterien auffüllen.




Ich ging heute davon aus, dass es wirklich gemächlich wird. Die Temperaturen um die 34 Grad sind doch nicht so spurlos an meinen Bidons und mir vorbeigegangen. Leider fand ich nicht so schnell einen Lidl mit Nachschub, nein, ich musste im Dorf namens Obermodern (sorry, das Dorf heisst wirklich so) in eine Pizzeria mein Trinken kaufen und davor bereits in einem kleineren Dorf in den Carrefour express. Nun konnte ich einmal ohne schlechtes Gewissen ein Cola trinken und ebenso ein Fanta exotique :-).


Viele Radwege führten mich heute wieder an Flüssen vorbei, bzw. entlang von Flüssen: einmal auf der einen Seite und einmal auf der anderen. Manchmal war das Wasser kaum tiefer als der Fahrradweg. Wenn zwei Fahrer sich kreuzen mussten, war es mitsamt des Gepäcks auf dem Gepäckträger manchmal etwas eng. Es war meist kurzweilig, doch ab und zu waren die langen Geraden auch etwas zermürbend: sehr warm und viel Sonne und nebenan das Wasser, das von Kanal zu Kanal fliesst und vielfach durch Schleusen unterbrochen wird. 


Aufgrund der Tatsache, dass heute nicht mehr so viel Waldstücke vorhanden waren, waren die Gerüche eher auf das Wasser und deren Verarbeiter abgestützt. Wenn ich mal das Gefühl hätte, von Corona befallen zu sein, muss ich einfach tief einatmen. Heute waren es, wie erwähnt, auch die Abwasserstationen, die nicht wirklich fein rochen. Nebst Pferdeställen und grünen Alleen, war heute das eine oder andere Naturphänomen zu sehen. 


Natur, die sich inmitten von asphaltierten Strassen sein Territorium mit Grün zurückholt. Oder, als ich entlang eines der vielen Kanäle fuhr, ein kleines totes Rehkitz darin „schwamm“ (bzw. leider schon gestorben war). Efeu, dass sich von unten bis oben an einem Geschäftshaus ausbreitet und so das für mich nicht so schöne „Betongrau“ des Sichtbetons (im Film sichtbar) etwas farbiger gestaltet. Farbig waren aber auch die pinken Siloballen, die richtig ins Auge schossen.


Basierend auf einigen Feedbacks muss ich nun noch etwas zu meinem Velo sagen. Ich wurde gefragt, wie viele Batterien ich dafür dabei hätte. Tja, ich habe zwar Batterien dabei, welche ich aber nicht für das Velo, sondern für das Navi und das Handy benötige (Power-Banks - so Pius, nun lernst auch du noch etwas aus meinem Blog :-)). 


Zurück zum Velo: ich fahre ein Trek Checkpoint ALR 5 - nicht aus Carbon, sondern einfach aus Aluminium. Und es handelt sich um kein E-Bike, auch nicht mit einem versteckten Motörli, welches angeblich Cancellara verwendete (was einige seiner Gegner behaupteten).


Aufgefallen sind mir heute noch die vielen Maisfelder, welche ich zeitweise links und rechts von mir begleitend hatte. Beim Durchfahren hatte ich manchmal das Gefühl, dass es hier und dort raschelte: Tiere, vor allem Vögel, die ab meinem Dasein erschraken (oder ab meiner Ausdünstung?). 


Schon gestern musste ich schauen, dass ich in dem Dorf, wo ich dann bin/wäre, auch ein Hotel ist/wäre. So macht es mir die Tour jeden Tag aufs neue Interessant: wo nächtige ich? Soll ich noch ein Dorf in Angriff nehmen und etwas weiterfahren (in der Hoffnung etwas zu finden?)?


Heute bin ich im Dorf Ingwiller - es liegt im Elsass. Morgen werden wieder einige Höhenmeter mehr von mir verlangt. Zwischendurch hatte ich wirklich enormen Respekt vor den Distanzen. Man sieht zeitweise kein Dorf, kein Kirchenturm(Spitz), keine Seele - einfach nur asphaltierte Strassen mit viel Landwirtschaft und ab und zu ein Auto, das an einem vorbeizischt (ja, und heute auch eine Radfahrerin, ohne E-Bike... :-() - aber die hat vermutlich erst zehn Minuten vorher mit dem Rad ihre Tour begonnen.


Also, bis bald und der Film ist unter https://www.relive.cc/view/veqzGDL8ABv anzuschauen - wer genauere Auskünfte möchte, einfach via Kommentar melden (und wenn der Link nicht geht, einfach in euren Browser kopieren). Also, bis bald bzw. bis morgen....und...allen en schöne Sunntig.

Montag, 24. August 2020: Wetteren - Tielt - Pittem - Gent

Liebe Familie und liebe Freunde Nachdem ich die letzte Nacht in Wetteren verbracht habe, dies neben der E40, wurde ich mit einem feinen Morg...